Wertschätzung
Impuls-Talk mit Manuela Wenger: Wertschätzung braucht keinen Kuschelkurs
31.05.2019, Karoline Artmayr & Barbara Lamb
Wir freuen uns, dass du uns deine Meinung zum Blogbeitrag schreibst. Gerne lesen wir den Kommentar als Erster, dann wird er für alle LeserInnen freigeschaltet.
Für Die Wertschätzerin Manuela Wenger ist das Thema Wertschätzung längst zur Herzensangelegenheit geworden. Sie ist seit über 20 Jahren im Marketing unterwegs und hat sich als Speakerin und Trainerin auf den Weg gemacht, um verstärkt Bewusstsein für diese wichtige Materie zu schaffen. Ihre Vision ist es, den Fokus wieder mehr auf gegenseitige Wertschätzung zu lenken. Sie sieht in dieser Fähigkeit sogar eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen der Zukunft. Wir haben uns mit Manuela näher darüber unterhalten, wie Wertschätzung wirkt, wie sie gelingt und wie sie sich schlussendlich auch rechnet.
Manuela, du bist Keynote Speakerin und hast die Wertschätzung zu einem deiner zentralen Themen gemacht. Wieso denkst du, dass das Thema Wertschätzung gerade jetzt so einen Hype erlebt?
Ich denke, Wertschätzung ist für das Wohlbefinden des Menschen einfach essentiell. Im Privat- sowie im Berufsleben möchte der Mensch in seinem Handeln und Tun wertgeschätzt werden. Er möchte sich als Person respektiert fühlen. Viele Menschen beklagen sich jedoch darüber, zu wenig Wertschätzung zu erhalten und nicht wahrgenommen zu werden. Viele Menschen fühlen eine tiefe Sehnsucht danach, Anerkennung zu erfahren und fordern dies zunehmend explizit ein. Selbstverständlich auch in ihrem Beruf. Zum Glück erkennen immer mehr Unternehmen, wie wichtig es ist, Mitarbeiter wertschätzend zu behandeln. Wie in Studien längst bestätigt, stellen sie fest, dass die Mitarbeiter produktiver und froher bei der Arbeit sind und dass sich dies letztendlich in den Unternehmenszahlen niederschlägt. Das ist auch in Studien längst bestätigt. Ich nenne das „positive Nebenwirkungen“: Die Fluktuation sinkt, Krankenstandstage werden weniger. Die Wertschätzung ist eigentlich nur zum Vorteil des Unternehmens. Schließlich profitieren wir alle von gegenseitiger Wertschätzung.
Wie zeigt sich Wertschätzung in einem Unternehmen?
Entgegen mancher Vermutung funktioniert Wertschätzung nicht nur von oben nach unten. Viele Teilnehmer in meinen Kursen und Vorträgen sagen immer: „Mein Chef sollte mal damit anfangen“. Meine Antwort darauf lautet dann immer, dass Wertschätzung auch von unten nach oben funktioniert. Es steht den Mitarbeitern frei, damit selbst zu beginnen. Auch sie können es dem Chef vorleben, nicht nur im direkten Umgang mit ihm, sondern auch im Umgang mit den Kollegen. Hier ist es besonders wichtig, dass Wertschätzung aktiv passiert. Leider erlebe ich oft, dass innerhalb von Teams Mobbing passiert, Abwertungen des Gegenüber an der Tagesordnung sind. Das ist das genaue Gegenteil von Wertschätzung. Gegeneinander zu kämpfen ist absolut falsch, denn alle sitzen im gleichen Boot. Zudem ist gelebte Wertschätzung kein Geheimnis oder eine neue Erkenntnis, sondern im Grunde ihres Wesens sehr einfach. Sie beginnt bereits mit einem freundlichen „Guten Morgen!“, einem anerkennenden Nicken, einer zustimmenden Geste wie das Aufhalten einer Türe.
Gibt es eigentlich ein Einmaleins der Wertschätzung?
Gäbe es so etwas wie ein Einmaleins, würde ich sagen, dass es unsere Höflichkeitsformeln sind. Danke. Bitte. Grüß Gott. Darf ich etwas für Sie tun? Schön, dass Sie da sind. Auf keinen Fall ist Wertschätzung ein Kuschelkurs. Hier geht es nicht um den unablässigen Austausch von Komplimenten und Lob ohne Grenzen. Auch Kritik oder einen gegenteiligen Standpunkt kann ich wertschätzend transportieren oder argumentieren, ohne den Menschen dabei abzuwerten. Im besten Fall gewinne ich mein Gegenüber für mich oder meine Sache. Im Fall von Unternehmen den Kunden.
Das heißt, Wertschätzung lernt man schon in der Kindheit?
Ja, so sollte es sein. Aber natürlich kommt es ganz besonders hier auf die Vorbilder an, die die Kinder täglich erleben. Eltern, Lehrer, Mitschüler, kurz das gesamte Lebensumfeld trägt dazu bei, was ein Kind über Wertschätzung und Anerkennung lernt und wie es diese in sein Leben integriert. Ich bin ja die Tochter eines Lebensmittelhändlers, also meine Eltern hatten einen kleinen Greisslerladen. Von klein auf, hab ich gelernt, dass man alle Leute grüßt, denn sie könnten potentielle Kunden unseres Geschäfts sein. Die Höflichkeitsformen sind mir also in die Wiege gelegt worden. Ich finde es heutzutage sehr schade, dass man in gewisse Geschäfte reinkommt und nicht einmal begrüßt wird. Man hat das Gefühl, dass der Kunde stört.
Nun ist es nun einmal so, dass einem nicht alle Menschen gleich sympathisch sind. Wie bringe ich Menschen, die ich eigentlich nicht besonders mag, Wertschätzung entgegen?
Vor dieser Herausforderung stehen wir alle. Bei Menschen, die uns am Herzen liegen, freuen wir uns immer sie zu sehen. Bei Menschen, die wir nicht so mögen, sollten wir umso bewusster versuchen, das nötige Mindestmaß an Höflichkeit an den Tag zu legen. Ich sag immer: Versuchen Sie an dem Menschen, den sie nicht mögen, irgendeine Sache zu finden, die auf sie sympathisch wirkt. Es hat jeder Mensch etwas an sich, dass es ihn wert macht, höflich und respektvoll mit ihm umzugehen. Vielleicht engagiert sich diese Person ja auch in ihrer Freizeit leidenschaftlich in einem Verein. Sobald wir hier unseren eigenen Zugang verändern, fällt es uns leichter an diesem Menschen viel mehr auch das Positive zu sehen, zu schätzen und ihn „Wert zu schätzen“.
Du bietest ja in deinen Workshops für Unternehmen an, die Wertschätzung zu lernen. Wie lernt man Wertschätzung?
Üben, üben, üben. Das ist mein Leitspruch. Ich kann es nur immer wieder üben. Man kann sich natürlich auch die nötigen Impulse und Ideen in einem meiner Workshops holen. Auch ich übe andauernd, Möglichkeiten dazu gibt es in Hülle und Fülle. Die Erfahrungen damit sind oft erstaunlich. Erst kürzlich hatte ich ein ausgesprochen bewegendes Erlebnis an einer Mautstelle am Arlberg. Nachdem mir der persönliche Kontakt mit Menschen näher liegt als an Automaten zu bezahlen, habe ich die Kassahütte für meinen Zahlvorgang gewählt. Die Zeit, die man dort an der Kassa verbringt ist ja sehr kurz. Es reichte jedoch, um dem Kassier ein Lächeln zu schenken und einen schönen Tag zu wünschen. Der war total verdutzt. Das eigentlich Erstaunliche an dieser Geschichte passierte dann aber am nächsten Tag. Als ich dieselbe Strecke heimfuhr, war zufällig derselbe Herr an der Kassa. Bei der Geldübergabe sagte er zu mir: „Na, da haben Sie aber nur einen kurzen Termin in Vorarlberg gehabt?“ Der hat mich bei all den Menschen, die ihm täglich ihr Geld in die Hand drücken wiedererkannt. Und dies wahrscheinlich nur, weil ich am Vortag freundlich zu ihm war. Das hat mich dann wiederum sehr verblüfft und irrsinnig gefreut, weil Wertschätzung wirkt. Und genau so funktioniert Wertschätzung: Es ist eine kleine Geste, mit starker Wirkung, die etwas in Bewegung bringt.
Wie können wir uns einen Workshop bei dir vorstellen?
In meinen Workshops geht von der Theorie bis zur Praxis. Zuerst gibt es Input über die Entstehung der Wertschätzung, weil die Hintergründe dazu bereits im 13. Jahrhundert mit dem Staufferkaiser losgehen. Dann folgen praktische Übungen. Hier geht es darum, dass man in der Gruppe, im Team übt. Gemeinsam überlegen wir uns Möglichkeiten wie und wo wir Wertschätzung im Arbeitsalltag integrieren können. Das Programm ist sehr abwechslungsreich – von Videos über Praxisbeispiele.
Liebe Manuela, wir danken dir herzlich für das Gespräch und nehmen deine Anregungen sehr gerne in unseren Alltag mit, um das Wertschätzende weiter in die Welt zu tragen.
Impuls-Wordrap
Ich bin…DIE WERTSCHÄTZERIN
Mein liebstes Kommunikationsmittel…WHATS APP
Das hab ich immer dabei…MEIN HANDY
Das würde ich gerne erfinden...DASS LÄCHELN ANSTECKEND WIRD
Dein Tipp für Work Life Balance…VIEL VON DEM ZU TUN, WAS EINEM SPASS MACHT
Für alle die mehr über die Wertschätzerin erfahren wollen. Hier geht’s zur Wertschätzerin https://diewertschaetzerin.at/