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Kommunikation, Pitchen, Fakenews

impuls Impuls-Talk mit Silja Kempinger: Factinsect - vom Pitchen und Fake News

27.04.2022, Madeleine Brosch & Silja Kempinger

Wir freuen uns, dass du uns deine Meinung zum Blogbeitrag schreibst. Gerne lesen wir den Kommentar als Erster, dann wird er für alle LeserInnen freigeschaltet.

Liebe Silja, zuallererst Gratulation zum Gewinn und zu dem überzeugenden Pitch beim Gründerinnentag 2021 in Wien. Unter anderem bist du ja auch als Speakerin und Trainerin aktiv. Was hat euren Pitch so erfolgreich gemacht?

Am besten funktioniert ein Pitch, wenn man das Ganze nicht als Präsentation sieht. Sich hinstellen und über etwas reden, bei dem man sich auskennt – das kommt sehr gut an. Natürlich ist das leichter gesagt als getan, denn bei einem Pitch hat man meist nur begrenzt Zeit, um Investoren oder eine Jury zu überzeugen. Seminare zur Sprechtechnik oder Präsentationstechnik schaden auch nicht. Wichtig ist, dass gewisse Informationen im Pitch erwähnt werden, vor allem wenn man vor Investoren pitcht. Für Investoren sind unter anderem auch Zahlen interessant. Um den Pitch gut abzurunden und die Zuhörer:innen mit einer kleinen Show abzuholen, lohnt es sich, noch einen kurzen, witzigen Aufhänger reinzubringen.

Für den Pitch beim Gründerinnentag haben wir stundenlang über Wochen geübt und uns immer wieder Feedback geholt, obwohl der Pitch nur zwei Minuten gedauert hat. Die lange Vorbereitung hat sich aber auch ausgezahlt.

Ihr habt euer Start-up Factinsect, den automatisierten Faktencheck, vorgestellt. Was genau kann man sich unter Factinsect vorstellen?

Factinsect ist ein Inhaltsvergleichstool. Während man im Internet etwas liest, werden die Inhalte mit ausgewählten Qualitätsmedien verglichen. Somit bekommen die Leser:innen einen Anhaltspunkt, inwiefern die Inhalte der Realität entsprechen. Die Software basiert auf künstlicher Intelligenz. Das heißt, Factinsect vergleicht nicht einfach die Sätze, sondern erkennt auch wirklich den Inhalt und den Kontext in den Medien.

Wie seid ihr zu Factinsect bzw. auf die Idee für einen automatisierten Faktencheck gekommen?

Meine Geschäftspartnerin und KI-Expertin Romana Dorfer und ich gründeten das Start-up Factinsect 2020. Bevor wir uns kannten, beschäftigten wir uns unabhängig voneinander bereits mit dem Thema Fake News. Damals, 2015, war die Flüchtlingskrise gerade aktuelles Thema und es kursierten besonders viele Falschmeldungen in den Medien und in der Gesellschaft. Zu dieser Zeit begann Romana, die App zu konzipieren. Währenddessen war ich als Medienkompetenztrainerin mit der Initiative „Laut ist kein Argument“ tätig. Irgendwann gab es von der App einen Prototyp und die Romana suchte jemanden zum Gründen. Wir haben uns online kennengelernt und festgestellt, dass wir uns nicht nur gut verstehen, sondern uns auch fachlich sehr gut ergänzen. Sie ist die Technikerin und Programmiererin und ich bin die Kommunikatorin.

Fake News ist ein weitverbreiteter Begriff. Was genau verstehen wir unter Fake News?

Geprägt wurde der Begriff Fake News vom früheren US-Präsidenten Donald Trump – im Sinne von Lügenpresse. Der Ausdruck Lügenpresse ist jedoch eine Beschimpfung von Qualitätsmedien und hochwertigem Journalismus. Im deutschsprachigen Raum definieren wir Fake News grundsätzlich als Falschmeldungen. Dabei wird unterschieden in gezielte und in irrtümliche Falschmeldungen. Gezielte Falschmeldungen werden manipulativ eingesetzt, um jemanden etwas glauben zu lassen, das nicht wahr ist. Ein Beispiel für irrtümliche Falschmeldungen wäre, wenn Redakteur:innen unabsichtlich etwas falsch recherchieren und das unwahr ist. Aus dem Alltag kennen wir wohl auch alle den Stille-Post-Effekt. Jedes Mal, wenn die Geschichte weitererzählt wird, ergibt sich eine andere Variation. Eine weitere Herausforderung entsteht bei Satire, denn Satire zählt grundsätzlich nicht zu Fake News. Doch die künstliche Intelligenz hinter Factinsect identifiziert Satire auch als Falschmeldung, da der Inhalt unwahr ist. Obwohl Satire eine Form von Humor ist, ist der Schmäh nicht immer verständlich und wird oftmals als wahr empfunden, besonders von Kindern.

Fake News verbreiten sich rasend schnell, vor allem in den sozialen Netzwerken. Wie können wir dem entgegensteuern?

Diese eine ultimative Lösung gibt es da nicht, es hilft nur ein Maßnahmenpaket. Wir als Factinsect sehen uns da auch als Teil von diesem Paket. Ein weiterer wichtiger Teil dieses Pakets ist außerdem die Arbeit von Faktencheckern wie Mimikama. Darüber hinaus ist es essenziell, dass die Gesetzgeber gegen Falschmeldungen vorgehen und die Plattformen verpflichten, eindeutige Falschmeldungen nicht unkommentiert stehen zu lassen. Vor allem wenn mit diesen Falschmeldungen auch noch Geld gemacht wird. Dabei spreche ich noch nicht von Fake News, die juristische Auswirkungen haben, wie beispielsweise Verleumdung oder Verhetzung.

Warum ist es gerade jetzt wichtig, Fake News identifizieren zu können und vor allem nicht weiterzuverbreiten?

Am Beispiel von der Coronapandemie sieht man die konkreten Gefahren von Fake News und was diese anrichten können. Was mich persönlich besonders bestürzt, sind die Falschmeldungen mancher Parteien. Ich finde es absolut unverantwortlich, wenn Parteien den Anhängern gewisse „Medikamente“ empfehlen und von anerkannten Medikamenten und der anerkannten Impfung abraten. Durch diese Aktion sind Menschen zu Schaden gekommen. Das bestürzt mich sehr. Vor allem aber sprechen die Leute immer wieder von einer Spaltung der Gesellschaft, aber die Gesellschaft wird nicht gespalten, denn ein Spalt geht durch die Mitte. In diesem konkreten Fall haben wir es aber eher mit einem kleinen Teil unserer Gesellschaft zu tun, der sich radikalisiert – das ist jedoch keine Spaltung. Es gibt diejenigen, die in den Extremismus abrutschen, völlig bedenkenlos mit Neonazis auf der Straße marschieren und Ärzte beschimpfen. Das ist ein Radikalismus, der durch Fake News entstanden ist. So etwas passiert auch nicht von heute auf morgen, sondern das ist ein schleichender Prozess. Vor fünf Jahren hätten wir doch nie damit gerechnet, dass eine Pandemie solche Auswirkungen haben kann.

Jetzt sind wir schon am Schluss angekommen. Unsere letzte Frage: Auf welche Frage hättest du am liebsten eine Antwort?

Ich hätte gerne eine Antwort auf die Frage: Wie schaffen wir es, Wohlstand und Frieden für alle auf unserem Planeten zu sichern? Wenn jemand eine Antwort auf die Frage hat, freue ich mich, sie zu hören.

 

Impuls-Wordrap

Ich bin … ein kleines Menschlein.

Mein liebstes Kommunikationsmittel ... ist Sprechen.

Das hab ich immer dabei … meinen Verstand – hoffentlich!

Das würde ich gerne erfinden ... das Ding, das alle Menschen nützlich finden.

Mein Tipp für Work-Life-Balance … die Arbeit nicht allzu wichtig nehmen. Arbeit ist wichtig und schön, aber nicht alles.

© Silja Kempinger
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