Interne Kommunikation, Mitarbeiter
Von Mensch zu Mensch: So gelingt interne Kommunikation
24.10.2018, Barbara Lamb
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Es erstaunt immer wieder, wie wenige Unternehmen diese einfache Funktionsweise verstehen und ihren Fokus nach innen auf eine wichtige Dialoggruppe richten: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch wie gelingt es mit interner Kommunikation, das Engagement der Mitarbeiter tatsächlich zu erhöhen und damit neue Ressourcen zu aktivieren? Wie kann echtes Vertrauen geschafft werden? Im Grunde ganz einfach: Durch beständige, ehrliche Kommunikation, die mit Herz erfolgt.Es war eine Meldung im Radio im gewohnten täglichen Stau auf der Autobahn, die mich aufhorchen ließ: Ein 4-köpfiges Team aus Ärztinnen und Ärzten im AKH Wien machte das Unmögliche möglich, und operierte ein Baby in der 28. Woche erfolgreich am Herzen. Als einziges Ärzte-Team auf der ganzen Welt haben sie sich über diese Operation gewagt. Bei der Frage, warum das AKH Wien so erfolgreich ist, sagte die leitende Ärztin des Team sinngemäß folgendes: Erstens gibt es im AKH Top-Experten auf vielen Gebieten und zweitens funktioniert die Kommunikation. Die Experten tauschen sich auf dem Gang in kurzen Gesprächen aus, vernetzen sich bei Fragen und verstehen sich untereinander. Aha - so einfach geht das also.
Den ersten Punkt erfüllen sicherlich viele Unternehmen. Auch sie haben gute Köpfe im Team, die am Erfolg des Unternehmens arbeiten. Dennoch bleiben überragende Leistungen aus. Warum? Weil oftmals die Kommunikation nach innen nicht stattfindet und nicht funktioniert. Die Gründe dafür sind vielfältig und variieren von Unternehmen zu Unternehmen. Doch wie schafft ein Unternehmen diesen Rahmen, in dem das Engagement der Mitarbeiter über das Übliche hinausgeht und neue Ressourcen aktiviert werden? Wie entsteht ein Klima des Vertrauens? Die Antwort ist relativ einfach: Mit einer funktionierenden internen Kommunikation. Und die erfordert vor allem ehrliches Interesse an den Menschen und den Themen, die sie täglich bewegen.
Wunsch und Wirklichkeit
Die meisten Unternehmen, zu denen wir kommen und die wir zu Themen der Kommunikation beraten, fragen nach umfassenden Strategien und Ansätzen, wie sie die Kommunikation mit ihren Kunden und der Öffentlichkeit gezielt gestalten können. Wie sie den potenziellen Kunden von neuen Produkten erzählen können, oder der Öffentlichkeit von ihren Unternehmenserfolgen und Rekordumsätzen. Oftmals besprechen wir detailliert die Möglichkeiten der externen Kommunikation und loten Einsatz und Nutzen gegeneinander ab. Analysieren mögliche Auswirkungen der Kommunikation und entwickeln Strategien, um etwaigen Kritikern zu begegnen. Es gibt in all diesen Gesprächen diesen einen Punkt, wo ich die Frage nach der internen Kommunikation stelle. Wo ich nachfrage, wie diese Information, die wir nun nach außen tragen sollen, an die Mitarbeiter kommuniziert wurde. Wie das Stimmungsbild intern zu diesem Produkt und jener Initiative ist. Welche Kanäle zur Verfügung stehen und wie diese bedient werden. Die Antworten ähnelnd sich oftmals: Ach, das interessiert doch die Mitarbeiter nicht. Wichtig ist, dass unsere Kunden davon erfahren. Wir haben ein Intranet, das wird aber kaum genützt. Und auf die Mitarbeiterzeitung erhalten wir auch kaum Rückmeldungen. Der Vorstand überlegt bereits, diese einzustellen, denn er fragt sich, wen das interessiert, was da drinnen steht. Der Besuch des letzten Betriebsausflugs war ebenfalls bestenfalls mittelmäßig und na ja, seien wir einmal ehrlich, die Stimmung unter den Mitarbeitern ist eher schlecht. Dabei hat der Vorstand erst beim letzten Umbau extra eine Kommunikationszone geschaffen und diese werde ebenfalls kaum genützt.
Ein Blick auf das Intranet, die Mitarbeiterzeitung und die Kommunikationszone erübrigt weiteres Nachfragen. Das Intranet ist schlecht gewartet und bietet keinen Mehrwert für die Mitarbeiter. Die Mitarbeiterzeitung ist lieblos gestaltet und uniformativ. Sie kommuniziert mit den Themen an den Mitarbeitern vorbei, denn in Wirklichkeit ist sie eine Kundenzeitung, die halt auch an die Mitarbeiter ausgeteilt wird. Und die Kommunikationszone liegt direkt gegenüber des Vorstandsbüros mit Glasscheibe. Es ist fraglich, ob diese Konstellation, den befreiten Austausch unter Kolleginnen und Kollegen tatsächlich fördert oder nicht eher hemmt.
Der Mensch steht immer im Mittelpunkt
In mir vermischen sich in solchen Momenten Unverständnis mit Verwunderung darüber, dass selbst Kommunikationsverantwortliche in größeren Unternehmen den Wert der internen Kommunikation so wenig erkennen. Gerade in der internen Kommunikation sind oft simple Maßnahmen sehr wirkungsvoll, die auch mit kleinen Budgets realisiert werden können. Das wichtigste, damit interne Kommunikation gelingt: Es geht immer um Menschen und die Bereitschaft, ehrlich und mit Herz zu kommunizieren. Es gilt Themen anzusprechen, die die Mitarbeiter wirklich interessieren, aber auch das anzusprechen, was sie interessieren sollte. Das erfordert einerseits Möglichkeiten, in denen spontaner Austausch geschehen und auch gelebt werden kann. Und andererseits eine Unternehmensführung, die die Mitarbeiter als wichtige Stakeholder erkennt und wertschätzt. So wird interne Kommunikation zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil und die nächste Begegnung am Gang kann zu eben genau jener Lösung führen, die den Ausschlag für den nächsten Unternehmenserfolg gibt.