Fotografie, Medien, Pressefotos
Impuls-Talk mit Antje Wolm: Fotos, die Geschichten erzählen
23.04.2024, Katharina Brunnmayr & Antje Wolm
Wir freuen uns, dass du uns deine Meinung zum Blogbeitrag schreibst. Gerne lesen wir den Kommentar als Erster, dann wird er für alle LeserInnen freigeschaltet.
Liebe Antje, du bist jetzt seit fast sechs Jahren selbstständige Fotografin. Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Die Fotografie begleitet mich bereits seit meiner Kindheit. Zeitgleich zum Fall der Berliner Mauer entstanden Fotos, die mir jetzt Jahre später unglaublich viel bedeuten. In diesen Bildern stecken Geschichten, Erinnerungen, Gerüche, Geräusche, Momente und so viel mehr. Mit der Fotografie verbinde ich unglaublich viele Emotionen und ein Gefühl von Heimat.
Was hat dich dazu bewegt, Fotografie zu deinem Beruf zu machen?
Vor meiner Selbstständigkeit war ich immer in Führungspositionen und im direkten Kundenkontakt – und das in vielen verschiedenen Branchen. Vor ca. zehn Jahren dachte ich mir: „Da muss es noch irgendetwas anderes für mich geben, was mich mehr erfüllt“. Ich las ein Buch, das mich dazu motivierte, eine fotografische Ausbildung zu starten. Fotografieren übte ich dann einige Zeit nur neben meinem Angestelltenjob aus. Bis ich mir dann dachte: ich habe eine so gute berufliche Erfahrung, war in vielen Unternehmen, bin gut gesettelt – mir kann nichts passieren. Ich habe gekündigt und es einfach ausprobiert. Selbstständig als Fotografin bin ich jetzt seit Oktober 2018.
Du fotografierst viele Menschen aus dem Business- und Kreativbereich. Wie schaffst du es, die unterschiedlichen Persönlichkeiten so echt und lebensnah einzufangen?
Mir ist es ganz, ganz wichtig, dass ich die Menschen, die mir gegenüberstehen, kennenlerne, und dass sie sich nicht das Foto verstellen müssen, sondern so bleiben dürfen, wie sie sind. Wenn ich z. B. CEOs eines größeren Unternehmens fotografiere und es keine Zeit für ein Vorgespräch gibt, dann recherchiere ich diese Person. Ich versuche eine Gemeinsamkeit zwischen uns beiden zu finden oder frage einfach während dem Shooting danach. Wenn man ehrliches Interesse an einem Menschen und seiner Geschichte hat, spürt das das Gegenüber. Dadurch entsteht sofort eine Verbindung, der Portraitierte öffnet sich somit viel schneller und ist viel authentischer.
Wie entsteht bei Shootings Spielraum für kreative, spontane Ideen?
Ich bin immer dafür zu haben, während dem Shooting etwas Neues, Unerwartetes auszuprobieren. Einen Kunden habe ich mal im Wald fotografiert, weil er den Bezug dazu hatte. Ich habe ihn dann spontan in einen Bach für die Fotos gestellt. Ungeplant entstehen oft die besten Fotos. Es kommt auch immer wieder vor, dass ein Kunde zu Beginn des Shootings in Anzug und Hemd vor der Kamera steht. Und wenn er dann das Sakko mal ablegt und evtl. zu einer Jeans und Shirt wechselt, verändert das ganz oft den Ausdruck der Person. Und wenn sich jemand öffnet und bei sich ist, ist es für mich das beste Ergebnis eines Fotoshootings.
Egal ob du ein Personal Brand Shooting, ein Coverstoryshooting für ein Magazin oder ein Unternehmensshooting begleitest, du versuchst immer, die verschiedenen Charaktere gut in Szene zu setzen. Was unterscheidet Pressebilder dabei von anderen Fotos?
Ein Pressefoto unterscheidet sich in meinen Augen gar nicht so viel von anderen Fotos. Es ist meist ein Portraitbild, auf dem der Mensch im Fokus steht. Jemand hat eine neue Position, eine neue Aufgabe, eine neue Verantwortung. Dafür soll das Pressebild Aufmerksamkeit erzeugen. Das schafft man mit einem professionellen Foto. Hochwertige Fotos kosten etwas Zeit und Geld – aber es lohnt sich definitiv.
Was macht für dich ein gutes Foto bzw. Pressefoto aus?
Ein gutes Bild macht für mich aus, wenn es hochwertig aufgenommen ist, wenn es den Menschen interessant darstellt und es nicht hoch-inszeniert ist, sondern wirklich authentisch die Persönlichkeit zeigt. Und die Umgebung muss zum Thema passen. Insgesamt soll einfach der Kontext stimmen.
Viele Persönlichkeiten standen bereits vor deiner Linse. Woher nimmst du immer wieder deine neuen, kreativen Ideen? Was inspiriert dich?
Es kommt immer darauf an, was der/die Kund:in will. Ist es ein Coverfotoshooting für ein Magazin? Sind es Fotos für ein internes Mitarbeitermagazin? Oder auch für eine Website? Den Zweck des Fotoshootings gilt es im Vorgespräch zu definieren. Auf dieser Basis und passend zum jeweiligen Thema erstelle ich eine Moodboard. Wichtig ist mir, dass die Fotos zum/zur Auftraggeber:in passen. Wenn Fotos nicht gefallen oder verwendet werden sollten – das wäre das Schlimmste für mich.
Welche Momente oder Erfahrungen haben dich während deiner Zeit als Fotografin bewegt?
Menschen und ihre Geschichten, in neuen Situationen kennenzulernen, das ist für mich das Besondere. Es ist immer alles anders, was ich generell sehr mag. Ich liebe ja Veränderung. Bzw. mag ich es, wenn ich mich auf etwas Neues einstelle. Manchmal sind es auch Überraschungen während einem Shooting, wie bei dem Unternehmer im Wald und dem Bach, die für mich das Besondere an der Fotografie sind.
Vielen Dank fürs Gespräch, liebe Antje.
Impuls-Wordrap
Ich bin … extrem gerne unter Menschen und lache viel.
Mein Lieblingsmoment beim Fotografieren ist, … wenn der Mensch bei sich ankommt.
Das Leben ist wie eine … Achterbahn. Es geht mal rauf und wieder runter. Mal schneller, mal langsamer. Manchmal ist es ein Looping. Aber es ist immer lustig. Und man hat immer seinen Spaß.
Ich könnte stundenlang über … besondere Momente mit meinen Kund:innen … sprechen.